Bau der Sollingbahn
Beitrag von Herbert Heere, Stadtheimatpfleger
1856 taucht zum erstenmal der Gedanke an den Bau einer Bahn auf, die einen Teil einer direkten Verbindung zwischen dem westfälischen Kohlerevier, dem Harz mit seinem Erzbergbau und dem sächsischen Industriezentrum um Leipzig bilden soll. Dieser erste Plan sah eine Streckenführung von Nörten nach Karlshafen vor. Dort bestand Anschluss nach Kassel, aber über Altenbeken auch nach Westfalen. Sie sollte über Hardegsen, Ellierode und dann durch das Schwülmetal bis Bodenfelde reichen. 1858 ist dann von der Planung einer Bahn von Northeim nach Karlshafen die Rede. Die generellen Vorarbeiten für diese Sollingbahn fanden dann 1871 und 1872 statt. Nachdem 1873 der preußische Landtag für den Bau der Bahn eine Summe von 5,9 Millionen Taler bewilligte, war der Weg für den Bau frei.1873 wurde dann die endgültige Vermessung der Sollingbahn durchgeführt. Anstelle von Godelheim wurde der weiter südlich gelegene Bahnhof Ottbergen als Anfangspunkt ausgewählt.
Am 11. November des gleichen Jahres erfolgte der erste Spatenstich für den Bollert-Tunnel zwischen Hardegsen und Uslar. Zur gleichen Zeit dürfte man wohl auch mit dem Bau des zweiten Tunnels auf der Strecke begonnen haben. Er lag zwischen Bodenfelde und Karlshafen und war bedeutend kürzer als der etwa 890 m lange Tunnel Bollert. So wurde er auch ein halbes Jahr eher fertig. Schwierigkeiten mit dem Streckenverlauf gab es zunächst im Gebiet der Northeimer Feldmark. Als Grund wurde angegeben, dass die Pläne für den Bau des Northeimer Bahnhofs nicht fertiggestellt waren. Auch die Brücke über die Leine konnte erst im August 1875 begonnen werden, das Northeimer Bahnhofsprojekt im Dezember 1875.
An der restlichen Bahnstrecke wurde aber bereits seit November 1874 gebaut. Die Strecke von Hardegsen bis Volpriehausen war technisch sehr schwierig und bedingte viele Aufschüttungen und zahlreiche Einschnitte. Es kam zu zahlreichen Unfällen und auch Tote waren zu beklagen. Mindestens 5 auf der Strecke von Hardegsen nach Uslar. Zum Bau der Strecke wurden auch viele ausländische Arbeiter eingesetzt, vor allem Polen und Italiener.
Am 8. September 1876 wurde der Bolltert-Tunnel durchgeschlagen. Er hatte eine Länge von 960 m. Mit 259,5 m über NN liegt im Tunnel die höchste Erhebung der gesamten Strecke.
Aber trotz aller Schwierigkeiten kam der Bau gut voran. Im November 1877 fand die polizeiliche Begehung der Strecke statt und eine erste Einweihungsfahrt konnte der Erbauer, die Königliche Westfälische Eisenbahn, am 17. Dezember 1877 von Ottbergen bis Moringen durchführen. An der Weserbrücke bei Wehrden wurde dabei der letzte Niet angebracht. Da die Fahrt nur bis Moringen ging, ist davon auszugehen, dass der restliche Teil der Strecke bis Northeim noch nicht fertiggestellt war. Doch bereits ab 7. Januar 1878 verkehrte täglich ein fahrplanmäßiger Zug auf der Strecke. Die offizielle Eröffnung fand dann am 15. Januar 1878 statt.